Aus medienrechtlichen Gründen sind hier nur einige Absätze zitiert; der ganze Beitrag findet sich in DIE WELT, 08. September 1999

Propaganda und die Verunglimpfung meines Namens
Der Islamwissenschaftler Edward Said wehrt sich gegen die Vorwürfe, seine Biografie gefälscht zu haben
Von Edward Said

Im Rahmen dieser Auseinandersetzung erschien in der konservativen jüdischen Monatszeitschrift "Commentary" ein Artikel, der zu beweisen vorgibt, dass ich erstens kein Palästinenser sei, dass ich niemals in Palästina lebte und dass meine Familie 1948 nicht aus Palästina vertrieben wurde.

Es war der dritte Angriff dieser Art gegen mich im "Commentary" in den vergangenen 20 Jahren. Der neueste ist aus der Feder eines gewissen Justus Wiener, ein israelischer Amerikaner der für ein unbekanntes israelisches Forschungszentrum arbeitet, das sich als "neo-konservativ" einstuft.

Wiener erzählt auch nicht die Wahrheit über die Zerstörung und Plünderung unserer wichtigsten Filiale in Jerusalem. Bis zur Besetzung durch zionistische Truppen 1948 stand sie unversehrt. Wiener behauptet, wir hätten niemals Entschädigung gefordert, aber mein Vater versuchte durchaus, von der israelischen Regierung Entschädigungen einzuklagen, und mein Vetter Jussuf erneuerte noch 1996 die Klage. Durch das Gesetz zur Behandlung verlassenen Besitzes Nichtanwesender, das Israel 1950 erließ, wurde der gesamte palästinensische Besitz jedoch rückwirkend zu israelischem erklärt.

Wiener ist ein Propagandist, der wie viele vor ihm die Vertreibung der Palästinenser als ideologische Erfindung darstellen will: Ein Dauerthema der zionistischen "Aufklärungsarbeit" seit den dreißiger Jahren.

Die Arbeit Wieners kann also tatsächlich dazu beitragen, dass die Forderungen der Palästinenser nach Rückkehr und Entschädigung abgelehnt werden. Wieners Polemik verwischt auch die Ungerechtigkeit im israelischen Rückkehrer-Gesetz, das jedem Juden überall in der Welt die Einwanderung in diesen Staat erlaubt, während kein Palästinenser, auch nicht, wenn er in diesem Staate geboren ist, dieses Recht erhält.

Die Ironie will es, dass vor einigen Wochen die amerikanischen Zeitungen auf ihren Frontseiten über die Veränderungen berichteten, denen jetzt die israelischen Geschichtsbücher unterzogen wurden. Darin wird jetzt zugegeben, wie die Ereignisse sich 1948 wirklich abspielten. Einschließlich der ethnischen Säuberung, Dorfzerstörungen, Massaker usw., die doch so lange abgestritten wurden.