Faek Rasul in der Galerie Rienössl

Haimo L. Handl, 8.4.2006

Bis zum 28. April 2006 dauert die neue Ausstellung von Faek Rasul in der Galerie Rienössl. Ganz neue Arbeiten werden gezeigt. Das Thema ist wieder "Erinnerung", aber in neuen Formen, mit kräftigem Rot und leuchtendem Ockergold, etwas anders als die früheren, wo das Sandgelb der Wüstenstriche vorherrschte.

Kundeten die früheren Bilderinnerungen von Erfahrungen und Visionen der früheren Heimat, der Jugend und Kindheit im Dorf, auf den Weiten, in Höhlen, und erzählten Geschichten mit fremdartigen Zeichen und Symbolen, Kürzeln gleich, wie man sie an Höhlenwänden findet, so bieten die neuen Bilder Ansichten wie Aufsichten, die von oben herab auf ganze Landteile und -striche sich dem Betrachter bieten. Als ob von einem Flugzeug oder Satellit aus geschaut worden wäre, bieten sich Meere und Landmassen, Umrisse und Abgrenzungen dar, feurig, intensiv, fremd - und doch Bekanntes anrührend, evozierend.

Wer weiss, dass der Künstler, der seit 1988 mit seiner Familie in Wien lebt, aus dem Irak stammt (er wurde 1955 im kurdischen Kirkuk geboren und verbrachte dort seine Kindheit und Jugend), mag verführt sein, die Bildsprache allzu sehr damit zu verbinden. Aber Faek Rasul bebildert nicht einfach in ideolektischer Zeichensprache Erinnerungen, sondern lässt vielfältige Erinnerungen als Erfahrungsreservoir einwirken in seinen aktuellen Schaffensprozess. Er malt nicht Abbildungen, sondern kreiert "Gegenwelten", wie sie nur in der Kunst als visionäre Imagination möglich sind, und wie sie ihm als Künstler und uns als Betrachter damit substanziell und bedeutsam werden.

Die Bilder sind mehrschichtig im doppelten Sinne: materiell durch die Sandgemischauflagen und dichten Farben, mental, sinnlich durch die Zeichensprache und Gestaltung. Er verbindet Farbe und Form mit diesen Zeichen zu einem profunden Gesamten, zu Bildern, die wie ein "Text" zum Betrachter sprechen.

Faek Rasul kennt den Markt. Er hat über fünf Jahre die M-Art-Galerie geleitet. Daher ist es erwähnenswert, insbesondere für Kunstkäufer und Sammler, dass gegenwärtig die Preise seiner Bilder noch sehr moderat sind. Sobald die öffentliche Aufmerksamkeit sich über den Kreis Eingeweihter erweitert, wird sein "Marktwert" steigen; es empfiehlt sich, jetzt Werke von ihm zu erwerben.

Galerie Rienössl
1090 Wien, Nussdorferstr. 53
Geöffnet Mittwoch bis Freitag, 14 - 18 h
Tel. 01 319 4484
www.rienoessl.at