Sehnsucht nach Afrika
Hubert Fischlhammers Afrikabilder
Haimo L. Handl, 23.05.2000
Es ist schon einige Jahre her, dass Hubert Fischlhammer sich mit afrikanischen
Themen, eigentlich mehr Zeichen und Symbolen, die er zu afrikanischen
Kompositionen konvertierte, beschäftigt. Was die ersten, überraschenden
Arbeiten dem geübten Blick schon anzeigten, bewahrheitet sich:
es handelte sich nicht um eine Laune oder modische Artikulation, sondern
um eine tiefgehende Arbeit.
Fischlhammer ist fasziniert. Er erkundet ein Zeichenreservoir, das
er nicht nur vorfindet, sondern generiert. Er gestaltet und verbindet,
er kreiert Welten, die nicht simpel zuordenbar sind, dennoch Spuren,
Anklänge, Verwandtschaft zum sogenannt "schwarzen Kontinent"
zeigen.
Seine Beschäftigung mit afrikanischer Kunst und Kultur, seine
Versuche der Imagination, Vergegenwärtigung sowie Aneignung und
Bewältigung "fremder" Zeichen und Welten resultiert in
einem faszinierendem Werk, das in seinen besten Stücken überzeugend
die Meisterschaft grafischer, zeichnerischer und malerischer Kreation
unter Beweis stellt.
Fischlhammer gelingt es immer wieder, eigene Symbolsprache und Zeichensetzung
(Schlüsselsymbole hier seine Vorliebe für geometrische Formen
wie Kreis, Quadrat und Rechteck) gekonnt zu verbinden mit Zeichenallusionen
afrikanischer Art bzw. Übernahme und Einarbeitung fremder Symbole.
Oft verbindet er diese mit konkreten Abbildungen bzw. Spurenelementen,
die collagiert die grafische Konstruktion bereichern und im Ensemble
das Bild zur Bildgeschichte machen.
Fischlhammer erzählt Geschichten. Er plaudert aber nicht. Er gibt
eher ruhig, unaufdringlich Kunde von Eindrücken, die er imaginierte
und visionierte. Die abbildhaften Teile sind dabei sekundär. Primär
steht die Komposition als Projektion. Seine Geschichte nicht als Erlebnisbericht,
als Abbildung, sondern als komplexe Komposition: Entwurf, Projektion,
Vision und Traum. Artikulation einer Sehnsucht der Verbindung von Nahem
und Fernem, Bekanntem und ehedem Unbekanntem, Fremdem.
Die Aneignung vollzieht sich differenziert und nuanciert. Ohne seine
eigene Position zu verleugnen werden neue Elemente nicht kopiert, sondern
inkorporiert. So schafft Hubert Fischlhammer eine Erweiterung seines
bildnerischen Horizonts. Er gestaltet einerseits nach seiner gewachsenen,
gereiften grafischen Methode und Technik (beeindruckend seine Farb-
und Formenwahl bzw. die Entsprechung der Farbfelder mit den gewählten
Zeichenformen), andererseits erweitert er durch die Hereinnahme fremder
Elemente (Spuren, Abriebe, Zeichen- und Symbole). Die Synthese stellt
weder anbiedernde Folklore, noch blosses Zitat dar, sondern einfühlsames
Erarbeiten und Darstellen seiner Sichten.
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